Weltreise … warum macht man so was überhaupt?

Nun, bei mir nahm es wahrscheinlich eher unbewusst seinen Anfang. Die Älteren unter uns werden sich wohl noch erinnern. Früher gab es noch kein Internet, somit auch kein E-Bay oder E-Bay Kleinanzeigen. Wenn man etwas gebrauchtes kaufen wollte ging man zur Tankstelle oder in den Zeitschriftenhandel und kaufte sich eine AVIS. Das war ein Anzeigenblatt das zweimal die Woche erschien. Das war so wie E-Bay Kleinanzeigen, nur in Papierform. Dort gab es die verschiedensten Rubriken in denen man verkaufen und kaufen konnte. In dieser Zeit geschah es das ich das eine oder andere Ding kaufte. Wohl eher zufällig waren einige der Verkäufer Menschen die gerade dabei waren ihren Hausstand aufzulösen um eine längere Reise zu machen. Das kam dann in den Verkaufsgesprächen immer raus und ich war nur zu häufig fasziniert von diesen Geschichten. Zu der Zeit fuhr ich auch schon leidenschaftlich Motorrad. Das Thema Motorrad ist seit meinem 15. Lebensjahr ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. So kamen auch Motorradreisen hinzu, es faszinierte mich immer mehr. So reifte diese Sache wohl irgendwann zu der Idee auch selbst mal zu denen zu gehören die eine lange Reise mit dem Motorrad machen. Als dann so etwa im Jahre 2018 die Erkenntnis kam das ich ja im Oktober 2019 schon mein 20-jähriges Jubiläum mit meiner Motorradselbständigkeit feiern könne, kam gleichzeitig eine Frage in mir auf.

…. wie geht es eigentlich weiter in meinem Leben?

Geht das eigentlich immer nur so weiter in meinem Leben wie bisher? Arbeiten, Steuern zahlen, konsumieren …

Meine eigene Antwort konnte nur lauten NEIN

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen um den lang gehegten Wunsch anzugehen. Also nahm ich mir vor nach meinem Geschäftsjubiläum eine Weltreise zu starten. Als Reisedauer nahm ich erst mal an das man für so eine Reise wie ich sie mir vorstellte wohl so an die zwei Jahre brauchen würde.

Dann brauchte ich noch einen Termin für den Start. Da ich mir mit den Vorbereitungen Zeit lassen wollte peilte ich mal das Frühjahr 2020 als Start an. Es sollte der 02. Mai 2020 werden, mein Geburtstag. So konnte ich mir den Termin einfacher merken. Man wird ja nicht jünger. (wegen merken und so…) Also Abfahrt 02. Mai 2020, für zwei Jahre mal nix anderes tun als mit dem Motorrad die Welt bereisen. Hörte sich gut an, doch jetzt ging die Arbeit erst richtig los. Wo ging es hin, wie sollte die Reiseroute aussehen? Da ich nicht gerne friere nahm ich mir vor möglichst so zu fahren das ich zu den richtigen Zeiten (warm) in den richtigen Ländern sein wollte. Welches waren die richtigen Länder? Nun, für mich bedeutet eine Weltreise nicht das ich in einem möglichst weit entfernten Land meine Reise beginnen muss. Ich fühle mich als Europäer und sehe Europa als meine Heimat an. Daher war es für mich naheliegend die Reise in Europa zu beginnen. Erstmal mit der Fähre von Amsterdam nach Newcastle, Schottland, Nordirland, Republik Irland, England, Nordfrankreich, Belgien, durch Norddeutschland, nach Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen zurück nach Deutschland. Kleiner Zwischenstopp zu Hause mit Inspektion, Reifen wechseln und all son Tüddelüt. Dafür hatte ich erst mal etwa sechs Monate geplant.

Dann weiter im Herbst Richtung Süden, über Frankreich, Portugal nach Südspanien. Von da eine Fähre nach Nordafrika nehmen, gucken wie es einem da so gefällt. Von Nordafrika mit einem Containerschiff nach Brasilien, in Südamerika überwintern (da wo es warm ist) und mit dem aufkommenden Frühling 2021 Richtung Norden. Über Mexiko an der Westküste der USA entlang immer weiter Richtung Norden sollte es gehen. Ob nun bis Kanada oder gar bis Alaska kann man ja noch kurzfristig entscheiden. Dann möchte ich auch noch Russland, Südostasien, Australien und Neuseeland sehen. Über den weiteren Verlauf der Reise war ich mir nicht im klaren. Hat ja auch noch Zeit.

In den vergangenen Jahren war ich bereits zwei mal auf der Isle of Man zum Manx GP. Ein Kunde erzählte mir dann noch von einer Trialveranstaltung (Scottish Sixday Trial) im Mai in Schottland. Als alter Trialfahrer bekam ich Gefallen an dem Gedanken mir diese Veranstaltung mal anzusehen. Dann wurde ich auch noch aufmerksam auf eine Rennveranstaltung in Nordirland, das Northwest 200. Das ließe sich doch bestimmt irgendwie auf einer Reise als Zwischenstopp mit einbauen. Also dann mal 03. Mai die Fähre von Amsterdam nach Newcastle nehmen, dann eine Rundreise durch Schottland mit Stopp beim Scottish Sixday Trial. Von Schottland mit der Fähre nach Nordirland und schon ist man beim Northwest 200 Straßenrennen. So weit so gut, mit der Vermietung meiner Werkstatt ging es auch voran. Der Umbau meiner Reisemaschine ging auch wenn etwas schleppend doch in die richtige Richtung. Alle Umbauten die ich an dem Fahrzeug bisher geplant hatte ließen sich bis jetzt auch umsetzen. So weit die lockere Planung, locker deshalb weil ich mir beim Reisen Zeit nehmen will und nicht von einem fixen Termin zum nächsten Termin hetzen wollte. Das Reisen sollte ein Genuss sein und das bisherige Leben um eine neue Sichtweise bereichern. Irgendwo habe ich mal in einem Reisebuch gelesen das man immer nur so schnell reisen sollte das die Seele beim Reisetempo auch mitkommt.

Reisefahrzeug: Da ich an alten Dingen und vor allem auch an alten Motorrädern gefallen finde, wollte ich die Reise mit einem alten Fahrzeug angehen. Hatte ich doch schon seit über 10 Jahren gute Erfahrungen mit einer CX500 gemacht. Meine RD250LC wollte ich dann doch nicht nehmen.

So eine CX500 ist nun wie gesagt kein ganz aktuelles Motorrad mehr, meine CX500 hat als Datum der Erstzulassung das Jahr 1984 im Fahrzeugschein stehen. Die Laufleistung lag bis jetzt so bei ca. 50.000 km.

Irgendwann im Jahr 2018 rief mich mein Kumpel Peter H. aus K. an und fragte ob ich nicht noch eine CX als Teileträger bräuchte. Wir also ab ins Auto, Anhänger hinten dran und los. Was wir dann dort im Nachbarort zu sehen bekamen war eine üble Mischung aus Schrottplatz, Müllhalde und Urwald. So ähnlich muss es jetzt wohl in Tschernobyl aussehen dachte ich mir bei dem Anblick. Überall standen Schrottmotorräder oder auch nur Fragmente herum. Diese Fragmente waren aber nicht frei zugänglich sondern von der Natur völlig zugewachsen. Außer einem Haufen Russenschrott entdeckten wir noch eine CX500 ohne Auspuff. Dazu später mehr.

Da ich nun mal zu den Menschen gehöre die nix wegschmeißen was man vielleicht irgendwann noch mal gebrauchen könnte

… brachte ich es nicht übers Herz einfach wieder ohne Beute das Schlachtfeld zu verlassen. Also dann mal eben die CX auf den Anhänger verfrachtet und fertig. Nix fertig, die Karre wollte einfach nicht rollen. Bremse festgegammelt. So eine Schinderei bis die Scheißkarre endlich auf meinem Anhänger war. Als der Haufen dann in meiner Werkstatt stand war Braun der vorherrschende Farbton. Nicht etwa weil das Fahrzeug mit brauner Farbe lackiert war sondern weil überall Rost zu finden war. Selbst die normalerweise verchromten Gabelrohre waren braun von Rost. Rostpickel an Rostpickel, So ein Schrott ließ sich nur mit mindestens einer Flache Bier ertragen. Also Bier raus, Bürostuhl vor die Hebebühne gerollt und Prost.Ich sinnierte also so vor mich hin was man mit so einem Haufen überhaupt noch anfangen könne. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Möglichkeit 1, den Haufen verschrotten. Möglichkeit 2, den Haufen völlig neu wieder aufbauen. Möglichkeit 1 schied aus weil, siehe oben am Beginn dieses Absatzes. Also Möglichkeit 2.

Aber in eine so schrottige CX von 1978 wo wirklich nichts mehr zu gebrauchen war nun auch noch so viel Geld investieren für ein dann nur mittelprächtiges Fahrerlebnis überzeugte mich nicht wirklich. Also Möglichkeit 2b. Ach so die kam bisher ja noch gar nicht vor. Also 2b würde bedeuten kompletter Wiederaufbau unter Zuhilfenahme von moderneren Teilen. Quasi ein Umbau als Version CX500 2.0 Version 2020. So wie ich mir eine moderne CX500 heute wünschen würde. Das Bier tat seine Wirkung und ich fantasierte mir meine Wunschgüllepumpe in Gedanken zusammen. Allerdings wurden mir langsam auch die Defizite einer serienmäßigen Güllepumpe bewusst. Die Liste der Defizite war lang, die Wunschliste für Modifikationen auch, das müsste sich doch irgendwie kombinieren lassen.

  • Ein stabileres Fahrverhalten bei voll beladenem Fahrzeug wäre schön, mit viel Gepäck und halbwegs dynamischer Fahrweise wackelte das Ding schon mehr als das man es gut finden konnte.
  • Der Tankinhalt könnte auch ruhig größer sein. Bisher kam ich immer so um die 320 km bis ich auf Reserve umschalten musste. Da geht doch noch was.
  • Gepäcktransport, ein Thema welches man auf einer Weltreise nicht unterschätzen sollte. Warum eigentlich bauen alle Hersteller nur Gepäckträger bei denen das Gepäck möglichst weit hinten und möglichst weit oben befestigt wird. Ach so ja wegen des Sozius das hatte ich ja ganz vergessen,der muss ja häufig auch noch mit. Naja der fällt bei mir weg. Ich fahre alleine auf meinem Motorrad. Daher macht es durchaus Sinn das Gepäck nun möglichst weit in Richtung Fahrzeugmitte zu bekommen. Also nicht mehr nach hinten oben ans Fahrzeugheck sondern nach unten und in Richtung Fahrzeugmitte.
  • Die Gepäckträger die man überall kaufen kann taugen auch nix für eine Weltreise mit viel Gepäck. Wie oft habe ich schon in diversen Büchern davon gelesen das mal wieder der Gepäckträger gebrochen ist und nun eine Werkstatt gesucht wird die den Gepäckträger schweißen kann. Das sollte mir nicht passieren.
  • Koffer/Aluboxen, waren auch bisher auf meinen Urlaubsreisen die Krauser Plastikkoffer ausreichend so sollten es jetzt schon mal fette Alukisten werden. Bei denen sitzt der Deckel üblicherweise oben, so das einem nicht gleich die Hälfte des Inhaltes entgegenkommt wenn man den Deckel öffnet. Stabiler und größer sind die Alukisten auch noch.
  • Sitzposition, der originale Lenker in Verbindung mit der Fußtastenposition gefiel mir noch nie so richtig gut. Da sollte sich doch was finden lassen.
  • Comstar Felgen, naja kann man mögen, muss man aber nicht. Wenn man irgendwo im Nirgendwo vielleicht mal ein Schlagloch übersieht oder einfach nur viel Offroad fährt ist ist so eine Felge schnell mal verbeult. Ausbeulen ist dann so eine Sache bei Alufelgen. Die Comstar Felgensterne sind auch so eine Sache, entweder heil oder kaputt. Reparieren ist da nicht. Speichenräder wären die erste Wahl für so ein Projekt.

Dann mal los, ab ins Internet und nach passenden Teilen suchen um meiner Wunschvorstellung nach einer modernen CX500 näher zu kommen.

Zum Thema stabileres Fahrverhalten gibt es nur verstärkte Gabelfedern und für hinten stabilere Stoßdämpfer von KONI. Gut, heut zu Tage heißt die Firma IKON, macht aber keinen Unterschied. Das Zeug und die darin verbaute Technologie ist nicht mehr ganz up to date. Für die Instandsetzung meiner Schrottgabel z.B. wären folgende Kosten entstanden:

  • Verstärkte Gabelfedern ca. 100,- Euro
  • Zwei neue Gabelstandrohre ca. 350,- Euro
  • Neue Gabelsimmerringe und neue Gabelstaubkappen ca. 25,- Euro
  • Neue Gleitbuchsen für die Gabel ca. 60,- Euro

Macht zusammen gut über 500,- Euro für so eine dünne Gabel bei der aber auch gar nix einstellbar ist. Nie und nimmer gebe ich für so einen Mist so viel Kohle aus.

Also nach Alternativen suchen. Mal überlegen, Honda hatte doch mal eine sehr ordentliche Reiseenduro im Programm. Africa Twin, so eine Gabel sollte doch allemal ausreichend sein. Denn mal los, gebrauchte Gabel von Africa Twin bei E-Bay gesucht und fast am Bier erstickt. Die spinnen doch, aber diesmal nicht die Römer sondern die Deutschen. Nämlich die Deutschen die so viel Kohle für eine gebrauchte Gabel einer Africa Twin verlangen. Was gibt es noch vergleichbares von anderen Motorrädern? Yamaha XTZ750 Super Tenere hat die selben Maße. Da schau her, nur noch halb so teuer, nehm ich. So eine gebrauchte Gabel bei einem freundlichen und verständnisvollen Händler bestellt, mit der Option zu Rückgabe wenn sich herausstellen sollte das die Gabel doch nicht ins Motorrad passen sollte. Passte aber, irgendwie, nach diversen Modifikationen.

Zum Thema andere Gabel in CX Rahmen einbauen hier mal meine Erfahrung.

In einen CX Rahmen passt eine CX Gabel und sonst nix. Alles andere muss man passend machen. Aber dafür habe ich in meiner Firma ja eine eigne Abteilung.

Hinter dieser Tür

mit diesem Schild

werden solche Dinge passend gemacht. Jetzt ist die Gabel drin, sieht so aus als wäre sie schon immer dafür vorgesehen gewesen. So gehört das. Ach ja, bei der Gelegenheit habe ich in Italien gleich noch zwei Cartridgeeinsätze für die Gabel anfertigen lassen. Nun habe ich eine voll einstellbare Gabel bei der sowohl die Federvorspannung als auch die Zugstufe und die Druckstufe von außen voll einstellbar sind. Gibt es sonst nirgendwo für so eine Karre.

Noch mehr zum Thema stabileres Fahrverhalten. Anstatt KONI oder IKON Stoßdämpfer habe ich mich für voll einstellbare YSS Stoßdämpfer mit Ausgleichsbehälter entschieden. Bei den Stoßdämpfern ist die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten doch merklich fortgeschritten. Die KONIS stellen den Stand der Entwicklung aus den 70ern dar. Die neuen YSS sind Stand der Technik heute. Glücklicherweise habe ich in meiner Firma einen Fahrwerksexperten der mich in dieser Sache sehr gut beraten hat.

Der Fahrwerksexperte Olaf Hilger betreibt unter dem Namen „711 Suspension“ schon seit Jahren eine eigene Firma die in meinem Firmengebäude angesiedelt ist. Tolle Arbeit, danke Olaf.

Zum Thema Tankinhalt / Reichweite gibt es nur sehr vereinzelt Angebote von gebrauchten Alutanks meist in Tropfenform. Die passen eher für eine CX500C. Alutank fällt durch weil ich doch gerne mit einem Magnettankrucksack fahren möchte. Die Form hat mich auch nicht überzeugt.

Tank selber bauen war also die Devise. Aus Stahlblech sollte er sein, wollte ich doch gerne mit einem Magnettankrucksack fahren. Ich mir also `ne Tafel 0,8mm Tiefziehblech gekauft und munter drauf los gekloppt. Um mir den Einstieg in die Welt des Tankbaus ein wenig zu erleichtern beschloss ich vom Originaltank den Unterbau/ Tunnel zu verwenden. Somit hatte ich wenigstens schon mal die Befestigung und den Benzinhahnanschluß fertig. Die Form ergab sich dann irgendwie aus den Bedürfnissen und Notwendigkeiten die man beachten muss. Wenn ich schon viele Tanks gebaut hätte und dadurch auch viel Erfahrung gesammelt hätte könnte man bestimmt auch andere Formen möglich machen. Aber für den Anfang sollte es einfach in der Herstellung sein. Irgendwann hatte ich dann einen Haufen einzelner Blechteile geklopft die nun nur noch zu einem Tank verschweißt werden mussten. Also alles schön auf Stoß autogen verschweißt und von der Innenseite noch hart gelötet. Fertig war der Tank. Noch einen großen Tankverschluss und einen zweiten Anschluss für einen Benzinhahn, fertig.
Naja, nicht ganz, den einen oder auch anderen Arbeitsschritt habe ich hier mal weggelassen.

Zum Thema Gepäcktransport kommt mal wieder mein schon häufig gebrauchter Leitspruch zum tragen.

Alles was man nicht kaufen kann muss man selbst bauen.“

Das wäre dann auch geklärt. Das was ich für meine Bedürfnisse brauche kann man nicht kaufen. Also selber bauen. Rechteckrohr mit dem Maßen 15x30x2 sollte es sein. Das war leicht zu verarbeiten und ausreichen stabil. Erst mal die Rechteckrahmen zur Befestigung der Alukisten konstruiert, dazu die Rohre alle schön auf Gärung gesägt und dann mit WIG verschweißt. Hier und da noch eine Verstärkung eingeschweißt , fertig.

Ihr merkt schon, auch hier habe ich mal wieder den einen oder auch anderen Arbeitsschritt weggelassen. Macht aber nix, hier geht es ja nicht um eine detaillierte Beschreibung.

Zum Thema Sitzposition gibt es durchaus eine große Anzahl von Lenkern in verschiedenen Formen und Materialien. Ich habe mich da mal durch etwa ein Dutzend verschiedener Lenker durchprobiert. Es wird ein konifizierter Alu Crosslenker werden.

Bei den Fußrasten wird die Auswahl schon geringer, genauer gesagt geht die Auswahl gegen null. Außer Choppertrittbrettern gibt es nix was auch nur annähernd an die originalen Fußrastenhalter einer CX passen könnte. Es soll sich ja schließlich auch eine Verbesserung einstellen und nicht nur anders aussehen. Also hier auch mal wieder mein alter Leitspruch siehe oben. Halter selbst gebaut, Crossfußrasten von SW Motech für eine R1200GS modifiziert, fertig.

Zum Thema Comstar Felgen, hier habe ich bei einer Oldtimermesse eine Spezialfirma gefunden die sich nur mit Speichenrädern befasst. Diese Firma hat mir meine Wunschräder gebaut. Speichenräder mit verstärkten Stahlspeichen und Stahlfelgen in verbreiteter Ausführung. Danke ins Schwabenland an Herrn M. aus D.

Zum Thema Alukoffer fand ich im Kradblatt eine Anzeige in der selbstgebaute Alukoffer aus 2 mm Alublech verkauft wurden. Zwar schon über 30 Jahre alt, aber egal. Dazu gab es auch noch ein Alu Topcase. Alle drei Kisten haben zusammen ein Volumen von 180 Litern.Das sollte reichen, ich fahre ja schließlich ohne Frau.

Für das Trümmerfahrzeug das als Basis für mein Projekt diente hatte ich dummerweise auch keine Fahrzeugpapiere aus Tschernobyl mitbekommen. Typisch Tschernobyl eben.

Die Kfz.- Zulassungsstelle stellte sich mal wieder als mehr Verhinderungsbehörde raus. Hier gab es auch keine neuen Fahrzeugpapiere. Also auch noch einen gebrauchten Rahmen besorgt, diesmal mit Papieren, dafür aber auch mit vielen Durchrostungen im Bereich Motoraufhängung, Fußrastenbefestigung u.s.w. Die Durchrostungen kamen leider erst nach der Reinigung des Rahmens zum Vorschein. Sonst hätte ich mir lieber gleich einen anderen Rahmen gekauft.
Danke Henry für die schnelle Hilfe mit dem Rahmen.

Flugs alle Löcher und Risse geschweißt, den Rahmen entrostet, grundiert, lackiert, Hohlraumversiegelung in die Hohlräume und fertig. Der geneigte Leser wird sicher schon gemerkt haben das ich hier auch mal wieder den einen oder anderen Arbeitsschritt weggelassen habe.

Das Lenkkopflager habe ich dann auch gleich noch so umgebaut wie es ein gewisser Herr Emil S. aus dem Schwabenland schon seit vielen Jahren macht. Ach ja, die Schwingenlager natürlich auch. Das war aber im Vergleich zum Lenkkopflager echt tricki.

Zum Thema Sitzkomfort, hier habe ich mir für etwas mehr Sitzkomfort im Internet eine Geleinlage besorgt. Nun warte ich auf den Anruf meiner Sattlerin die mir die Geleinlage in die Sitzbank einbauen soll und auch gleich noch den Sitzbezug mit erneuert. Durch den Einbau der Geleinlage wird sich die Sitzhöhe um zwei Zentimeter erhöhen. In Verbindung mit den um zwei Zentimetern tiefer angebrachten Fußrasten sollte sich so eine etwas entspanntere Sitzhaltung ergeben.

Womit wir nun beim Hauptthema wären, dem Herzstück eines jeden Motorrades. Dem Motor. Welcher Idiot hat eigentlich mal behauptet das so ein Güllepumpenmotor ewig hält. Der soll bitte mal vortreten und sich meinen Motor ansehen. Wenn nämlich Idioten dran schrauben oder ewig nix machen hält so ein Motor eben nicht ewig sondern ist schneller kaputt als man denkt. In meinem Motor war alles kaputt was nur möglich ist.

  • Kurbelwellenhubzapfen beschädigt und untermaßig
  • Kurbelwellenhauptlager beschädigt
  • Pleuellager Schrott
  • Nockenwelle völlig verrostet und voller Pitting
  • Kolbenringe im Zylinder fest gerostet ( hier hat der fehlende Auspuff über die Jahre dafür gesorgt das jede Menge Feuchtigkeit in den Motor gelangen konnte)
  • Kolben und Zylinder Schrott
  • Ölpumpengehäuse gebrochen (schönen Gruß an die Idioten die vorher an dem Motor gearbeitet haben, sucht euch in Zukunft eine andere Beschäftigung)
  • die Steuerkette hat schon an den Schrauben im Motor geschliffen
  • alle Ventile in den Zylinderköpfen waren völlig vergammelt und teilweise in den Führungen festgegammelt
  • alle Kipphebel, sowohl die oberen als auch die unteren Kipphebel waren völlig hinüber
  • eine Ventileinstellschraube wurde von den oben genannten Idioten falsch herum in den Kipphebel eingebaut
  • Die Steuerzeiten waren falsch eingestellt
  • die Mutter der Kupplungsbefestigung war durch ungeeignetes Werkzeug unbrauchbar geworden

Da haben mir doch echt einige weitgereiste Motorradfahrer empfohlen nur einen gebrauchten Motor zu kaufen und einzubauen anstatt mir soviel Arbeit zu machen. „Wird doch alles viel zu teuer“ waren oft die Argumente. „ Für‘n paar hundert Euro kriegste doch schone einen gebrauchten Motor“

Das hätte ich vielleicht in Erwägung gezogen wenn das Motorrad erst einige Jahre alt gewesen wäre und somit auch die gebrauchten Motoren die am Markt angeboten werden. . Aber bei einer Karre über 40 Jahre sehe ich mir jedes Teil genau an bevor ich mich auf eine so große Reise begebe. Wo ich schon mal dabei war und alles zerlegt hatte habe ich auch gleich noch alle Schrauben, Muttern, Bolzen, Achsen u.s.w. mechanisch entrostet und neu verzinken lassen.

Hier möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei meinem langjährigen Freund Ralf E. aus T. bedanken.

Ohne seine tatkräftige Unterstützung wäre diese Sache für mich viel aufwendiger geworden als jetzt. DANKE RALF….

Dann noch schnell die Schwinge, Gabelbrücken, div. Halter u.s.w. schwarz lackiert. Ach ja, vorher natürlich entrosten.

Tank, Seitendeckel und die beiden Kotflügel wollte ich zuerst in einem Mattgrau lackieren. Ich dachte mir das könnte ganz gut aussehen.

Eines Tages war ein ausgewiesener CX-Fachmann bei mir im Laden um mal wieder Teile zu liefern und sich nach dem Stand der Dinge an meinem CX-Umbau zu erkundigen. Er machte mich darauf aufmerksam das Mattgrau immer nur so aussieht als hätte ich die Teile nur grundiert und der Lack würde noch fehlen. Nach diesem Gespräch dachte ich den ganzen Tag darüber nach, auch in der Nacht musste ich noch oft an seine Worte denken. Am nächsten Tag entschied ich mich die Teile anders zu lackieren, ich wusste nur noch nicht wie. Da ich ja wie anfangs schon erwähnt ein Mensch bin der nix wegschmeißt kramte ich in meinen Restbeständen an Farben der letzten Jahre rum. Es fanden sich einige Farben mit Metallic-Schwarz und auch noch etwas Silber. Dann mal alle Reste zusammen gekippt und fertig war der neue Farbton. Sah gar nicht mal so schlecht aus. Irgendwas in Richtung Anthrazit-Metallic.

Danke an BERNT M. aus P. für deine ehrliche Ansage wegen der Farbe. Du hast letztlich dafür gesorgt das ich es mir anders überlegt habe.

Mittlerweile sind auch alle Motorenteile aus der Bearbeitung/Reparatur zurück. Die Lichtmaschine und der Wasserpumpendichtring wurden mir von einem sehr netten und hilfsbereiten Menschen erneuert.

Danke an Ralf H. aus H.- O. für deine Hilfe und deine Nachsicht mit mir.

Beim Thema Elektrik/Kabelbaum bekam ich auch tolle Tipps von einem netten CX-Kollegen vom Forum.

Vielen Dank an Martin B. für deine detaillierten Ausführungen zum Thema Elektrik/Kabelbaum.

Jetzt muss ich nur noch den Motor wieder zusammenbauen und von außen lackieren. Das Ganze darf ja ruhig etwas nett aussehen.

Ach ja da war doch noch etwas….

Ich hatte auch den Endantrieb in meiner etwas naiven Art und Weise zerlegt und erst dann das Reparaturhandbuch gelesen. Das hätte ich mal besser andersrum gemacht, dann wäre vielleicht so manches anders gekommen. So wollte ich aber im Motor, Getriebe und Endantrieb alle Lager, Simmerringe und Dichtungen erneuern. Beim Thema Endantrieb konnte mir niemand helfen, überall hörte ich die gleiche Antwort: „Das haben wir für eine CX noch nie gemacht, das geht auch nicht kaputt“. Das hab ich doch schon mal gehört. Ich glaube es war zum Thema Motor. Da der Endantrieb aber schon mal auseinander war musste er auch irgendwie wieder zusammen. Natürlich nicht nur irgendwie sonder RICHTIG. Die Berufsehre lässt es bei mir nicht zu das ich irgendwo einen gebrauchten Endantrieb kaufe und den einfach so einbaue. Außerdem lag ich mit meiner Vermutung ja auch ganz richtig. Eines der beiden kleinen Kugellager lief tatsächlich nicht mehr schön. Die beiden Lagerkäfige der Kegelrollenlager hatten auch schon Druckstellen. Also mal wieder das Internet bemüht. Nix, aber auch gar nix brauchbares gefunden. Außer viel BLA BLA und ein paar kosmetischen Tipps gab es nichts. Irgendwann habe ich es dann mal in anderen Sprachen im Internet probiert. Und siehe da. Irgendwo in einem fernen Land hat sich doch schon mal jemand getraut und den Endantrieb mit Sachverstand wieder zusammen gebaut. Jetzt brauche ich nur noch vier Sonderwerkzeuge zu bauen.